connect - Herbst 2022

connect – 8 – Das Stromnetz ist ein verschachteltes, unendlich verzweigtes und entsprechend komplexes System mit verschiedenen Spannungsebenen. Dieses System zu steuern und stabil zu halten ist ein ständiger Balance-Akt, denn Strom muss im Prinzip immer genau in jenem Moment produziert werden, in dem er verbraucht wird. Wenn wir also den Backofen oder die Waschmaschine einschalten, wird im gleichen Augenblick irgendwo der dafür zusätzlich benötigte Strom produziert und geliefert. Netzstabilität ist entscheidend Mit unserm Knopfdruck steuern wir also sozusagen die Leistung irgend eines Kraftwerks. Wenn das nun alle 9‘000 Burgdorfer Haushalte im exakt gleichen Augenblick tun würden, käme das Verteilnetz wohl kurzzeitig an seine Grenzen. Denn der «angeforderte» Strom kommt nicht aus einer Batterie, die darauf wartet angezapft zu werden, sondern eben aus einem System in dem Kraftwerke den Strom in Echtzeit nach Bedarf ins Netz einspeisen. Stabil ist das Netz, wenn jene Menge an Strom eingespeist wird, die jeweils gerade nachgefragt wird. Leichte Schwankungen oder Ungleichgewicht toleriert das System ohne dass wir etwas davon merken. Übersteigt die Nachfrage aber massiv die Produktion oder umgekehrt, wenn viel mehr Strom eingespeist als verbraucht wird, entsteht eine Instabilität, die durch Eingrif fe und Sicherungsmechanismen verhinder t werden muss. Für genau diese Aspekte und Fragen der Versorgungssicherheit ist bei der Localnet AG Roger Rüttimann, Leiter Metering und Sicherheitsberater, zuständig. Stromfluss in beide Richtungen «Im Grunde genommen ist die gesamte Netzinfrastruktur auf die Verteilung von Strom von den Produzenten hin zu den Verbrauchern ausgerichtet», sagt Roger Rüttimann. Doch mit dem zunehmenden Bedürfnis, Strom mit kleinen Photovoltaik-Anlagen auf dem eigenen Dach zu produzieren, haben sich die Anforderungen an das Verteilnetz grundlegend verändert. Strom vom Dach, der nicht für den Eigenbedarf verbraucht wird, fliesst nämlich zurück ins Verteilnetz. Diese vermehrt dezentrale Stromproduktion muss von den NetzStabilität und Sicherheit im Stromnetz Alle Welt spricht dieser Tage vom drohenden Strommangel und wie wir durch den nächsten Winter kommen sollen. Die Versorgungssicherheit hängt einerseits von der Menge produzierter Energie ab, andererseits aber auch von der Stabilität des Netzes. Und diesbezüglich hat sich in den letzten Jahren sehr vieles verändert.

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